Um die CO2-Emissionen im Straßengüterverkehr signifikant zu senken, müssen diese rasch und in wachsender Stückzahl auf die Straßen kommen, gleichzeitig ist die dafür notwendige Tank- und Ladeinfrastruktur aufzubauen. Bedauerlicherweise fehlen bislang die hierfür notwendigen politischen Rahmenbedingungen. Zu diesem Schluss kommen führende Branchenvertreter, die dies auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin kundtaten.
„Politik fordert, aber sie fördert nicht“
Frank Huster, dslv
„Wenn die Ampelregierung die Rahmenbedingungen nicht umgehend grundlegend ändert, schafft sie die Antriebswende zum klimafreundlichen Straßengüterverkehr bis 2030 nicht mehr und reißt die Klimaziele“, ist sich Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) sicher. „Politik fordert, aber sie fördert nicht“, findet der Geschäftsführer des deutschen Bundesverbands Spedition und Logistik (DSLV), Frank Huster, noch deutlichere Worte. „Verkehrs-, Abgaben- und Klimapolitik sind nicht synchronisiert – dadurch bremst die Bundesregierung selbst die Fortschritte bei der Klimabilanz des Straßengüterverkehrs.“
Der Straßengüterverkehr erbringe heute 85 Prozent der Güterverkehrsleistung in Deutschland und wird auch in Zukunft die Hauptlast des Warenverkehrs tragen müssen, betonten die Branchenvertreter. Eine erfolgreiche Klimawende im Gütertransport müsse daher auch unmittelbar bei den derzeit über sechs Millionen Nutzfahrzeugen in Europa ansetzen.
„Initial sollten die E-Fahrzeuge aufgrund der höheren Anschaffungskosten gefördert werden“, sagt MAN-Chef Alexander Vlaskamp. Seine Mercedes-Benz Trucks Kollegin Karin Rådström präzisiert: „Emissionsfreie Lkw sind in der Anschaffung teurer als Diesel-Lkw und für unsere Kunden ist deshalb wichtig, dass der Kauf weiterhin gefördert wird.“ Ihrer Meinung nach sei es deshalb dringend geboten, einen Teil der Maut-Einnahmen hierfür zu verwenden.
Es fehlen Strom und Wasserstoff
Die Zukunftsvision von schweren E-Lkw sei aber derzeit noch getrübt: Es fehlen der Strom und der Wasserstoff. Es fehlen die Power Charger und die Wasserstoff-Tankinfrastruktur. Es fehlen die notwendigen Flächen. Dazu komme jetzt noch die fehlende Sicherheit für eine verlässliche und effiziente staatliche Anschaffungsförderung, machte man im Rahmen der Pressekonferenz aufmerksam.
Aufgrund seiner geringeren Tagesfahrleistungen sei der Nah- und Regionalverkehr (bis 200 km) geradezu prädestiniert für die Elektromobilität. Aber auch hier stocke es beim schnellen Antriebswechsel. Durch den schleppenden Ausbau grundlastfähiger Stromnetze zu den Logistikterminals, Verteilzentren und Depots, begleitet von einem realitätsfernen Förderproramm kommen viele Speditionshäuser selbst im Verteilerverkehr über eine Pilotphase mit elektrisch angetrieben Nutzfahrzeugen nicht hinaus, kritisiert man.
Die Forderungen im Detail
BGL, DSLV, Daimler Truck und MAN fordern daher konret:
- Reinvestition beträchtlicher Anteile aus den hohen Mehreinnahmen bei der Lkw-Maut und dem Brennstoffemissionshandelsgesetz in Höhe von rund 9 Milliarden Euro jährlich in den Klimaschutz durch Aufstockung und Verstetigung der Haushaltsmittel für eine schnelle klimaneutrale Transformation des Straßengüterverkehrs
- Verkürzung der Planungszeiten zur Beschleunigung des Aufbaus einer öffentlichen Schnell-Ladeinfrastruktur inkl. des Netzausbaus sowie des Stellplatzausbaus für Nutzfahrzeuge. Deutschland braucht mindestens 10.000 öffentliche Lkw-Ladepunkte – davon mindestens 4.000 mit Hochleistung.
- Entbürokratisierung bestehender Förderprogramme
- Ein abgestimmtes, an der Praxis orientiertes und durch das Bundeskanzleramt koordiniertes Vorgehen der zuständigen Ressorts im Dialog mit den betroffenen Nutzergruppen, der Herstellerindustrie sowie der Energiewirtschaft im Rahmen eines „Runden Tisches Klimafreundlicher Straßengüterverkehr“.